Lesen Sie die englische Übersetzung: Selected Endoparasites in Reptiles
Einleitung
Endoparasitosen sind eine der Hauptursachen für Krankheiten bei Reptilien in Gefangenschaft. Bei in Gefangenschaft gezüchteten Reptilien handelt es sich um ein beschränktes Spektrum von Parasiten. Allerdings sind nach wie vor Reptilien im Handel, welche Wildfänge sind, was zu einer grossen Vielfalt von Parasiten führen kann (z.B. Bandwürmer, Pentastomiden).
Im Rahmen zweier kürzlich veröffentlichter Studien wurden retrospektiv die Krankheitsverteilung bei Reptilien beurteilt. Langenecker (2006) untersuchte die Krankheiten von 2620 Reptilien, welche an der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich vorgestellt wurden.1 Sinn (2004) analysierte 1941 Fälle von Reptilien welche an Ludwig-Maximilian-Universität in München zur Sektion eingesandt wurden.2 Beide Studien wiesen nach, dass Landschildkröten (Testudo spp.) besonders häufig an Endoparasitosen litten (25% und 31%), bei Sumpfschildkröten (Trachemys spp.) hingegen spielen Endoparasitosen eine untergeordnete Rolle. Bei Schlangen sind Protozooen (Amöben und Kryptosporidien) zu beachten und es scheint, dass bei der Abgottschlange (Boa constrictor) Endoparasiten häufiger nachgewiesen werden als bei der Königspython (Python regius). Bei den Echsen wurden bei 40% Endoparasiten nachgewiesen. Oxyuren (Peitschenwürmer) und Kokzidien sind bei Bartagemen (Pogona vitticeps) die häufigsten Endoparasiten.
Endoparasiten spielen eine wichtige Rolle als Wegbereiter für andere Erkrankungen und deshalb empfiehlt es sich, im Rahmen der Allgemeinuntersuchung eine parasitologische Untersuchung durchzuführen. Die vorliegende Zusammenfassung fokussiert auf die bedeutendsten Endoparasiten von Reptilien. Für weiterführende Angaben wird auf das Buch von Schneller and Pantchev verwiesen.3
Schildkröten
über Endoparasiten bei Schildkröten existiert eine umfangreiche Literatur. Bei wildlebenden Schildkröten liegt in der Regel eine ausgewogene Parasitenfauna vor. In Gefangenschaft kann allerdings ein Ungleichgewicht entstehen als Folge von Stress (z.B. Fütterungsfehler, Hypothermie, überbesatz) und dies kann wiederum zu Krankheit führen. Einzelne Endoparasiten stellen eine Bestandteil der physiologischen Darmflora von Schildkröten dar, beispielsweise Balantidium und Nyctotherus. Eine Therapie ist nicht angezeigt. Die am häufigsten diagnostizierten Nematoden bei Schildkröten sind Peitschenwürmer (Oxiuridae). Die klinische Bedeutung dieser Parasiten ist nicht eindeutig, es empfiehlt sich allerdings bei Schildkröten, bei klinischen Anzeichen, wie Anorexie, Abmagerung und Durchfall, eine Behandlung durchzuführen. Fenbendazol (50 mg/kg po SID für 5 Tage) und Pyrantel (5 mg/kg po mit Wiederholung nach 2 Wochen) wurden erfolgreich zur Behandlung von Endoparasiten eingesetzt. In Bezug auf den Einsatz von Fenbendazol ist darauf hinzuweisen, dass in einer Studie Nebenwirkungen bei maurischen Landschildkröten (Testudo hermanni) nachgewiesen wurden.4 Die Schildkröten wurden im Abstand von zwei Wochen zwei mal mit Fenbendazol 50 mg/kg für 5 Tagen behandelt. In der Blutuntersuchung wurden nach der Behandlung eine hochgradige Heteropenie, Hyperurikämie und Hyperphosphatämie nachgewiesen. Als Alternative bietet sich die intrakloakale Verabreichung von Fenbendazol. Kürzlich wurde zudem, als weitere Therapie, die perkutane Behandlung von Reptilien mit einer Mischung von 1.98% Emodepsid und 7.94% Praziquantel (Profender®, Bayer AG, Leverkusen, Germany) veröffentlicht.5 Bis 5 g Körpergewicht werden 1-6 µl verabreicht, bis 50 g Körpergewicht 7-70 µl, bis 500 g Körpergewicht 70-700 µl und über 5 kg Körpergewicht 700-7000 µl.
Flagellaten (Hexamiten) können bei Land--und gelegentlich bei Sumpfschildkröten Nierenerkrankungen hervorrufen. Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme von Zysten, die im Urin ausgeschieden werden. Eine erste Besiedlung erfolgt im Darm, anschliessend erfolgt über die Kloake die Besiedlung der Nieren. Die Exkremente erkrankter Schildkröten sind typischerweise weicher als normal und der Urin von gallertiger Konsistenz. Der mikroskopische Nachweis der Parasiten erfolgt in der frischen Nativkot-Probe. Die klinische Manifestation einer Hexamiten-Erkrankung stehen im Zusammenhang mit Nierenerkrankung und kann sekundär auch zu Knochenerkrankung führen. Therapeutisch empfiehlt sich die Behandlung mit Metronidazol (50 mg/kg po SID während 10 Tagen), sowie die Desinfektion des Terrariums um eine Reinfektion zu verhindern.
Echsen
Endoparasitosen werden häufig diagnostiziert bei Agamen (z.B. Bartagamen), Chamäleonen und Geckos, jedoch selten bei Leguanen (Iguana spp.). In einer Untersuchung wurden bei Bartagamen (n = 63) folgende Endoparasiten nachgewiesen: in 47% der Tiere hatten Oxyuren, 39% Kokzidien, 4% Flagellaten und 3% Amöben.1
Im Gegensatz zu Schlangen und Schildkröten, bei denen Kokzidien selten eine klinischer Erkrankung hervorrufen, führen namentlich Isospora und Choleoeimeria bei Echsen regelmässig zu Erkrankung. Isospora amphiboluri führt insbesondere bei juvenilen Bartagamen und Chamäleonen zu Erkrankung und Todesfällen, wogegegen adulte Tiere eher asymptomatische Ausscheider sind.6 Die Pathogenität von Kokzidien steht im Zusammenhang mit Enteritis, welche zu Malabsorption als Folge zu Malabsorption und Dehydratation führt. Letzteres begünstigt die Entstehung einer fatalen Nephropathie. Die Diagnose erfolgt durch Flotation und Nachweis der Oozysten. Zur Therapie wird Toltrazuril (10 mg/kg po zwei Mal) eingesetzt, allerdings kann die Verabreichung bei kleinen Echsen schwierig sein. Der Autor hat kleine juvenile Panterchamäleone (Chamaeleo pardalis) erfolgreich mit einer 1 x täglichen Besprühung mit einer 0.1% Toltrazuril Lösung über 5 Tage behandelt. Die orale Behandlung von Choleoeimeria, erscheint nach aktuellem Wissensstand nicht möglich, da sich die Errreger in der Gallenblasenwand befinden.
Schlangen
Die bei Schlangen besonders bedeutenden Endoparasiten sind Amöben und Kryptosporidien, die Erreger werden fäkal ausgeschieden, die Aufnahme erfolgt oral.
Entamoeba invadens steht besonders häufig mit Krankheit in Verbindung. Die klinische Manifestation umfasst Apathie, zentralnervöse Störungen, blutiger Durchfall (als Folge einer Kolitis) und plötzlicher Tod. Klinische Zeichen treten typischerweise spät im Verlauf auf. Auch Echsen und karnivore Schildkröten erkranken an Amöben. Planzenfressende Schildkröten werden als Reservoir angesehen und es empfiehlt sich deshalb, diese nicht mit fleischfressenden Reptilien, insbesondere Schlangen, zu vergesellschaften. Im Kot lassen sich die Amöbenzysten oder Trophozoiten nachweisen, durch Anfärben mit einem Tropfen Iod wird der Nachweis einfacher. Die Kotprobe sollte nicht nativ sondern fixiert eingesandt werden (z.B. SAF). Bei Nachweis von Amöben empfiehlt es sich das betroffene Tier abzusondern und das Terrarium zu desinfizieren. Amöben sind empfindlich auf Austrocknung. Betroffene Tiere können mittels Metronidazol (50 mg/kg po SID während 10 Tagen) oder mit Paromomycin (50-100 mg/kg po SID während bis zu vier Wochen) behandelt werden. Ersteres eliminiert die Trophozoiten, letzteres auch die Zysten. Paramomycin ist nephrotoxisch und es ist besonders wichtig bei der Anwendung dieses Therapeutikums, den Hydratationsstatus des Patienten zu berücksichtigen. Die Prognose ist vorsichtig bis schlecht.
Die Kryptosporidiose ist eine gefürchtete Erkrannkung insbesondere weil keine effektive Therapie zur Verfügung steht. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, ein Befall mit Kryptosporidien frühzeitig, d.h. während der Quarantäne, zu diagnostizieren. Die beiden bei Reptilien häufigen Arten sind Cryptosporidium serpentis und C. saurophila. Beide befallen Echsen und Schlangen. C. serpentis besiedelt typischerweise den Magen und führt zu einer hypertrophischen Gastritis, welche sich klinisch als Umfangsvermehrung ungefähr in der Mitte der Schlange darstellt. Schlangen, die an Kryptosporidiose leiden, regurgitieren häufig. C. saurophila dagegen besiedelt den Darm und die Klinik umfasst Abmagerung und ein generelle Umfangsvermehrung des Bauches. Juvenile Geckos scheinen besonders häufig an einer Kryptosporidiose des Darmes zu erkranken. Der Nachweis erfolgt in frischem Kot mittels Spezialfärbung, PCR oder ELISA. Therapeutisch wird Paramomycin eingesetzt, doch scheint dies die Kryptosporidien nicht zuverlässig zu eliminieren. Um eine Verbreitung des Erregers zu verhindern, ist mitunter die Euthanasie betroffener Tiere angezeigt.
References
1. Langenecker 2006; Retrospektive Untersuchung zur Entwicklung der Artenverteilung und den häufigen Krankheitsbildern bei exotischen Heimtieren im Zeitraum von 1994-2003. Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich, Zurich.
2. Sinn. 2004. Pathologie der Reptilien eine retrospektive Studie. Ludwig- Maximilian- Universität, München.
3. Schneller, Pantchev. 2008. Parasitologie bei Schlangen, Echsen und Schildkröten. Edition Chimaira, Frankfurt a.M. 1.
4. Neiffer, et al. J. Zoo Wildl. Med. 2005; 36: 661.
5. Mehlhorn, et al. Parasit. Res. 2005; 97: S64.
6. Greiner, Mader 2006; Parasitology, 343.